1948 geborenes hessisches Urgestein – liegt das deutsche Volksliedgut besonders am Herzen. Bereits als kleiner Bub nahm ihn sein musikalischer Vater in die Kneipen Hanaus mit. Dort beobachtete er sehr genau die kleinen Schoppensänger, die den Zuhörern so viel Freude brachten. Das gefiel ihm. Mit 6 Jahren trat er in die Knabenchorgemeinschaft Hermann Gesser ein. Erste Auslandsaufenthalte im Jugendalter hinterließen tiefe Eindrücke und weckten schon damals die Sehnsucht nach Verwirklichung einer eigenen Lebenskunst.
Symbol für sein Streben nach Lebenskunst und Kreativität wird in der Zeit unter den Brücken von Paris die „Baskenmütze“ und der Künstlername „Jacques“ – Markenzeichen für seine Unbeschwertheit, seinen Humor und seine große Liebe zum Menschen.
In den siebziger Jahren macht er sich mit seinem Rucksack auf, die Menschen dieser Welt kennen zu lernen, hierbei wurde die Musik oft als sprachliche Brücke benutzt. Nach mehr als 6 Jahren Weltwanderzeit von Nord- nach Südamerika und Asien kehrte er zurück nach Europa. Endlich, nach viel Heimweh und Verzicht, wieder zurück in der Heimat, geht er in seine geliebte Appelwoi-Wirtschaft, begrüßt die Lieben am Stammtisch, dreht sich rum und hört die alte Wirtin am Kamin sagen:
"Is des Arschloch aach widder do!"
So sind die Leut, „aber es gleicht sich alles wieder aus im Leben“, die Worte des Meisterhumoristen des Wintergarten Varietes Otto Reutter - Immer noch wahr.
Nach kreativer Verarbeitung seiner Reisezeit und künstlerischen Schaffens in Malerei, Poesie, Theater und Grafik, beginnt sich Jacques intensiv mit dem Humoristen und dem Menschen Otto Reutter zu beschäftigen. Ihn faszinierte an den Reutterschen Couplets das Präzise, immer schnell auf den Punkt kommende, ohne den Menschen zu verletzen.
Otto Reutter Couplets – kritische Tages- und Zeitbetrachtung, die vergnügliche Auseinandersetzung mit menschlichen und gesellschaftlichen Torheiten – sind heute noch aktuell.
1931 verstarb einer der größten Humoristen Deutschlands. 70 Jahre später sang Jacques Oerter an seinem Grab in Gardelegen in der Altmark. Die Reutterschen Couplets hat er für sich festgeschrieben, füllt sie mit seiner eigenen Lebensphilosophie, die durch seine ausgeprägte Mimik zum Ausdruck kommt. Seine Liebe zum Wort zeigt sich in seinen Erzählungen zu Otto Reutter und in seinen Ausflügen zu den großen Kollegen aus dem literarischen Kabarett, Ringelnatz und Morgenstern.
„Immer noch wahr“ und die eigenen Lebensgeschichten sind Nostalgie-Pur, aber aktueller denn je.
OTTO UND ICH
Vater im Kriege
Ich in der Wiege
Mutter im Bett
Schönes Terzett
Frei nach Ottos Lebensumschreibungen: Erstens mal war mein Vater nicht mehr im Krieg, sonst wäre ja ein anderer mein Vater geworden und nicht mein Papa Philipp, der berühmte Meerschweinchen-Laborant vom Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt. Auch die blumige kleine Floristin Erna brachte sich damals in alle Zweifel der Welt, als sie mich gebar, und fragt sich heute noch mit 90 Jahren, woher sie die Milch für den Kerl hatte. Und so geht es demnächst weiter, immer mal wieder reinschauen.